Der samstagabendliche Blick in den Kühlschrank offenbart gähnende Leere oder zumindest das Fehlen wichtiger Zutaten für den Sonntagskuchen. Eine ähnliche Situation kennen viele Deutsche, die sich fragen: Warum nicht Sonntag einkaufen? Erst recht, wenn man sich dabei die besten Schnäppchen und Gutscheine sichern kann.
Was in anderen Ländern die Norm ist, gestaltet sich in der Bundesrepublik schwierig. Schließlich bleiben die meisten Geschäfte an Sonn- und Feiertagen laut Gesetz geschlossen. Dennoch ermöglichen es Ausnahmeregelungen, an einem Sonntag einzukaufen.
Die gesetzliche Lage in Deutschland
Bis ins späte 19. Jahrhundert galt der Sonntag als normaler Werktag. Dementsprechend blieben die Geschäfte an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Das änderte sich jedoch im Jahr 1891 mit der Gewerbeordnungsnovelle von Kaiser Wilhelm II.
Die Regelung diente als Grundlage für den Sonntag als Ruhetag, obwohl vorerst zahlreiche Ausnahmen galten – hauptsächlich für den Verkauf frischer Lebensmittel. Rund neun Jahre später, am 1. Oktober 1900, entstand das erste Ladenschutzgesetz.
In Deutschland gilt das Ladenschlussgesetz, kurz LadSchlG. In diesem steht, welche Verkaufsstellen zu welchen Zeitpunkten für den Kundenverkehr schließen. Die Mehrzahl der Geschäfte bleibt an Sonn- und Feiertagen zu.
Ausnahmen gelten für:
- Kioske, die Zeitungen und Zeitschriften verkaufen
- Tankstellen
- Verkaufsstellen auf Personenbahnhöfen sowie Flug- und Fährhäfen
Vom grundsätzlichen Sonntagsöffnungsverbot ausgenommen sind zudem Apotheken. Welche von ihnen in einem Bundesland am Sonntag aufmachen darf, entscheidet das jeweilige Landesrecht.
In Kur- und Erholungsorten erlaubt der Gesetzgeber den Verkauf bestimmter Waren an 40 Sonn- und Feiertagen im Jahr. Die tägliche maximale Verkaufsdauer beschränkt sich auf acht Stunden. Zu den Produkten, welche die Läden in dieser Zeit anbieten, zählen:
- Milch und Milcherzeugnisse
- Tabakwaren
- Blumen
- Süßwaren
- Obst
Ebenfalls gestattet die Ausnahme vom Sonntagsverkaufsverbot den Verbrauchern den Einkauf von Badegegenständen und ortstypischen Waren.
Diese Waren stehen auch am Sonntag zum Verkauf
Paragraf 12 des Ladenschlussgesetzes regelt den Verkauf bestimmter Produkte an Sonntagen. Zu diesen gehören neben Zeitungen und Blumen:
- Milch sowie Milchprodukte
- frische Früchte
- Bäcker- und Konditorwaren
Verkaufsstellen, die sich auf diese Waren beschränken, erlaubt der Gesetzgeber die Sonntagsöffnung. Die jeweiligen Landesregierungen entscheiden über die Öffnungszeiten. Daher unterscheiden diese sich ortsabhängig.
Wann darf in Deutschland auch am Sonntag verkauft werden?
Grundsätzlich verbietet das Ladenschlussgesetz, dass Geschäfte, die nicht zu den genannten Ausnahmen zählen, an Sonntagen öffnen. Allerdings existiert auch hier eine Sonderregelung laut Paragraf 14.d
Sie erlaubt es Ladenbesitzern, ihre Geschäfte zu bestimmten Anlässen an maximal vier Sonn- und Feiertagen im Jahr für den Kundenverkehr zu öffnen. Mögliche Gründe sind:
- Messen
- Märkte
- ähnliche Veranstaltungen
Die Regierungen der Bundesländer entscheiden, wann die verkaufsoffenen Sonntage stattfinden. Ebenfalls obliegt ihr die Entscheidung, ob sich die Sonntagsöffnung auf einzelne Bezirke und Handelszweige beschränkt.
Schließen die Geschäfte zum Einkaufen an einem Sonntag auf, herrschen dafür strenge Richtlinien. Die erlaubte Verkaufsdauer beschränkt sich auf maximal fünf zusammenhängende Stunden. Spätestens 18 Uhr endet die Sonntagsöffnung.
Wann und in welcher Stadt Läden das Einkaufen am Sonntag ermöglichen, erfahren Verbraucher online. Bei einem Blick ins Internet fällt auf, dass ein verkaufsoffener Sonntag in Berlin und anderen Ortschaften häufig in den Monat Dezember fällt. Der Grund: das rentable Weihnachtsgeschäft.
Fällt Heiligabend auf einen Sonntag, dürfen bestimmte Geschäfte maximal drei Stunden bis 14 Uhr öffnen. Hauptsächlich handelt es sich um Verkaufsstellen, die Lebens- und Genussmittel sowie Weihnachtsbäume anbieten.
Sonntags einkaufen – in welchen Nachbarländern geht das?
Mit maximal vier verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr gestaltet sich ein sonntäglicher Shoppingtrip schwierig, wenn ein anderer Termin ansteht. Um dennoch das Einkaufen am Sonntag zu genießen, wählen Verbraucher zwischen mehreren Möglichkeiten:
- den nächsten verkaufsoffenen Sonntag in der Heimatstadt abwarten
- während eines verkaufsoffenen Sonntags in einem anderen Bundesland shoppen
- sonntags in eines der deutschen Nachbarländer fahren
Jedoch stellt sich vor einem Ausflug ins Ausland die Frage, ob und wann dort die Geschäfte zum Einkaufen am Sonntag aufschließen. Deutschland grenzt an neun Länder. Im Uhrzeigersinn handelt es sich um:
- Dänemark im Norden
- Polen und Tschechien im Osten
- Österreich im Südosten
- Schweiz im Süden
- Frankreich, Luxemburg und Belgien im Westen
- Niederlande im Nordwesten
Länderabhängig unterscheiden sich die Sonntagsöffnungszeiten gravierend.
Dänemark
In Dänemark erlauben große Geschäfte an Sonntagen den Einkauf. Ausnahmen gelten an Feiertagen sowie am Grundgesetztag, Heiligabend und Silvester.
Läden, die einen Umsatz von weniger als 31,4 Millionen dänische Kronen im Jahr aufweisen, dürfen ganzjährig öffnen. Das gilt für Bäckereien, Kioske sowie Blumenläden.
Polen
In Polen herrscht seit März 2018 ein Sonntagsverkaufsverbot, das jedoch meist sieben Sonntage im Jahr ausschließt. An diesen öffnen große Supermärkte sowie eine Vielzahl an Einzelhandelsgeschäften. Das Verkaufsverbot entfällt generell bei:
- Tankstellen
- Blumengeschäften
- Drogerien und Apotheken
- Souvenirgeschäften
- Fahrkartengeschäften für öffentliche Verkehrsmittel
- Verkaufsstellen für Tabakwaren und Zeitungen
Ebenfalls öffnen am Sonntag in Polen Bäckereien, Süßwarengeschäfte und Eisdielen.
Tschechien
Ein Ladenschlussgesetz existiert in der Tschechischen Republik nicht. Große Einkaufszentren laden am Sonntag bis 21 Uhr zum Shoppen ein. Supermärkte warten an diesem Wochentag mit Öffnungszeiten bis 22 Uhr auf.
Eine Ausnahme gilt für Läden mit einer Fläche von mehr als 200 Quadratmeter. Sie schließen an mehreren staatlichen Feiertagen, darunter Neujahr, Ostermontag sowie die Weihnachtsfeiertage.
Österreich
Die Österreicher kennen den Sonntag als Ruhetag. Dementsprechend herrscht an diesem Tag ein Verkaufsverbot mit ähnlichen Ausnahmen wie in Deutschland. Ebenfalls gilt für Fremdenverkehrsgemeinden eine Ausnahmeregelung.
Geschäfte, die Waren des täglichen Bedarfs sowie Sport- und Fotoartikel anbieten, dürfen an bestimmten Sonntagen jeweils zwei Stunden ihre Produkte verkaufen.
Schweiz
Sonntag gilt in der Schweiz als Ruhetag. Dennoch erlauben regelmäßig mehr als 2.100 Geschäfte an diesem Wochentag den Einkauf. Dabei handelt es sich um Läden in Tourismusregionen, Bahnhöfen und Flughäfen. Tankstellenshops betrifft das Sonntagsöffnungsverbot nicht.
Mit einer Sondergenehmigung steht es auch anderen Ladenbetreibern frei, an zwei bis vier Sonn- und Feiertagen im Jahr ihre Waren zu verkaufen.
Frankreich
Die Geschäfte schließen in Frankreich grundsätzlich sonntags. Ausnahmen gelten in der Weihnachtszeit sowie in der Schlussverkaufszeit. In Paris bleiben Läden ganzjährig im Marais sowie entlang der Champs-Élysée geöffnet.
Luxemburg
Auch in Luxemburg schließen die meisten Geschäfte an Sonn- und Feiertagen. Ausnahmen gelten zu folgenden Zeiten:
- Fréijoersshopping
- Mantelsonndeg
- Vorweihnachtszeit
- Schlussverkäufe
Unentbehrliche Geschäfte, zu denen Supermärkte zählen, sperren an Sonntagen bis zur Mittagszeit auf. Bis 18 Uhr gelingt der Einkauf zudem beim Bäcker, Metzger sowie im Feinkostladen. Ebenfalls entfällt das Sonntagsverkaufsverbot komplett für Läden, die Tabakwaren, Zeitungen und Souvenirs verkaufen.
Belgien
In Belgien herrscht sonntags ein Ladenöffnungsverbot. Einmal monatlich gibt es in großen Städten, darunter Gent und Antwerpen, verkaufsoffene Sonntage.
Niederlande
In den Niederlanden können Einheimische und Urlauber auch am Sonntag einkaufen. Allerdings variieren die Öffnungszeiten der Läden. An offiziellen verkaufsoffenen Sonntagen startet der Shoppingtag ab 12 Uhr.
Fazit
Am Sonntag einkaufen – das bleibt in Deutschland eine Ausnahme. Grundsätzlich verbietet das Ladenschlussgesetz den Warenverkauf an Ruhe- und Feiertagen. Allerdings erlaubt es vier verkaufsoffene Sonntage jährlich. Zudem bieten bestimmte Geschäfte auch sonntags ihre Waren an. Suchen Shoppingfreunde mehr Einkaufsmöglichkeiten an einem Sonntag, lohnt sich ein Ausflug in eines von Deutschlands Nachbarländern.