Jahrelang tat sich nicht viel bei der Kfz-Versicherung. Lediglich durch eine günstigere Schadenfreiheitsklasse sowie durch die Auswahl des Fahrzeugs konnten Versicherte die Kosten beeinflussen. Bis jetzt! Denn Telematik ist das „große neue Ding“, das Versicherer einsetzen, um Kunden mit geringem Schadensrisiko Rabatte zu gewähren. Dabei hilft den Versicherungsunternehmen die GPS-Technologie. Mit dieser beobachten sie das Fahrverhalten der Versicherten in Echtzeit und gewähren ihnen bei sicherer Fahrweise oder wenigen Fahrkilometern einen Rabatt.
Versicherer können also spezielle Telematik-Rabatte anbieten. Doch wie jede neue Technologie bringt auch Telematik Nachteile mit sich. Dieser Artikel enthält alles Wissenswerte sowie die genauen Vor- und Nachteile dieser neuen Tarife.
Was sind Telematik-Tarife?
Der Begriff Telematik bezeichnet eine Art der nutzungsabhängigen Versicherung, bei der GPS-Technologie genutzt wird, um die Fahrgewohnheiten der Fahrer zu erfassen. Indem Versicherungsunternehmen Position und Aktivität eines Fahrzeugs verfolgen, sammeln sie Daten über verschiedene Fahrgewohnheiten, die sich auf das Gesamtrisiko auswirken.
Die meisten Telematik-Versicherungsprogramme konzentrieren sich auf die Sicherheit. Sie gewähren Kunden Rabatte, wenn sie sich für einen entsprechenden Tarif entscheiden und unsichere Verhaltensweisen vermeiden. Einige Versicherungsgesellschaften bieten zudem Tarife an, die sich in erster Linie danach richten, wie viel Kilometer der Versicherte im Jahr fährt. Hier eine Übersicht der möglichen Rabattformen durch den Einsatz von Telematik:
Rabatte bei der Anmeldung
Die meisten Versicherer gewähren bei der Anmeldung zu einem Telematik-Programm für sicheres Fahren einen Rabatt von fünf bis zehn Prozent. Dabei handelt es sich in der Regel um einen einmaligen Rabatt, der nur für den Versicherungszeitraum gilt, für den die Anmeldung erfolgt.
Sicherheitsrabatte
Die gängigste Art von Telematik-Rabatten bietet Einsparungen auf Grundlage der sogenannten Fahrsicherheitspunkte, die der Kunde während der Teilnahme an dem Programm erreicht. Doch variieren die Sicherheitsrabatte je nach Leistung des Fahrers erheblich. Sie können bis zu vierzig Prozent der Prämie ausmachen.
Tarife mit geringer Kilometerleistung
Anstelle von Rabatten auf die Grundprämie bieten manche Anbieter diese für Kunden mit geringer Kilometerleistung an. Hier kombinieren Versicherer eine nach herkömmlichen Verfahren berechnete Grundprämie mit einem Kilometertarif, der nur für Tage gilt, an denen sich das Fahrzeug tatsächlich bewegt.
Funktionsweise: Wie werden Fahrdaten erfasst?
In den meisten Fällen verwendet das Telematik-System eine Smartphone-App, um die Fahrweise zu verfolgen und die entsprechenden Daten mittels einer Software wie Tachoweb an die Versicherungsgesellschaft zu übermitteln. Bei einigen Anbietern muss der Fahrer stattdessen ein kleines Ortungsgerät (Dongle) installieren, das in den OBD-II-Anschluss des Fahrzeugs eingesteckt wird, um an einem Telematik-Versicherungsprogramm teilzunehmen. Blackboxen kommen im gewerblichen Bereich zum Einsatz. Jedoch sind diese in der Installation aufwendig.
Für die Nutzung der App ist lediglich ein passendes Smartphone als technische Voraussetzung nötig. Dienen Dongle oder Blackbox zur Erfassung der Daten, braucht das Fahrzeug eine OBD-II-Buchse. Sonst ist die Verbindung nicht möglich. Die meisten Autos, deren Baujahr Anfang der 2000er-Jahre oder später liegt, sind mit einer solchen Buchse ausgestattet.
Bewertete Fahrstile: Was beeinflusst den Score?
Sinn der Telematik ist es, den individuellen Fahrstil des bzw. der Fahrer zu erfassen und daraus das resultierende Sicherheitsniveau bzw. die Unfall- oder Schadengefahr zu berechnen. Damit dies gelingt, müssen vielfältige Faktoren erfasst und berücksichtigt werden. Versicherer interessiert Folgendes:
• Wie oft überschreitet der Fahrer die Höchstgeschwindigkeit?
• Wie häufig bremst er stark ab oder kommt abrupt zum Stehen?
• Wie oft beschleunigt er schnell?
• Wie geschmeidig nimmt der Fahrer Kurven?
• Wie viele Kilometer legt der Versicherte pro Jahr zurück?
• Wie oft fährt er nachts?
• Wie häufig telefoniert er während der Fahrt mit dem Handy?
Vorteile für Versicherte
Der Hauptvorteil: Wer vorsichtig und vorausschauend fährt, wird mit Rabatten auf die Versicherungsprämie belohnt. Vor allem für junge Menschen und Wenigfahrer kann sich das lohnen, da sie durch umsichtiges Verhalten den sonst teureren Tarif senken können. Zudem ergibt sich durch den Gedanken im Hinterkopf, beim Fahren überwacht zu werden, ein gewisser „erzieherischer“ Effekt.
Risiken & Kritikpunkte
Bei der Teilnahme an einem Telematik-Programm erfassen dafür vorgesehene Geräte die Fahrdaten laufend und übermitteln sie an die Versicherung. Dabei sind oft Dauer und Zweck der Datenspeicherung unklar. Auch das Gefühl der ständigen Überwachung empfinden manche Autofahrer als belastend. Kritiker warnen zudem vor den langfristigen Folgen solcher Modelle: Heute gibt es Prämienrabatte, morgen könnten Versicherungsunternehmen für risikoreiches Verhalten oder dem Befahren bestimmter Strecken Strafzahlungen verlangen.
Zielgruppen: Für wen lohnen sich Telematik-Tarife?
So verlockend sie sich auch zunächst anhören – nicht für jeden sind die neuen Telematik-Tarife der Autoversicherungen gleichermaßen gut geeignet. Lohnenswert sind sie für Autofahrer mit einem „gemütlichen“ und sicheren Fahrstil, sowie für solche, deren Fahrzeuge Kilometerleistung übers Jahr gesehenen niedrig liegt. Auch seltene Nachtfahrten wirken sich positiv aus.
Wer jedoch einen langen Arbeitsweg hat, regelmäßig nachts fährt und/oder im Stop-and-Go-Verkehr unterwegs ist (was immer wieder zu abrupten Stopps und entsprechenden Bremsmanövern führt), für den ist ein Telematik-Tarif nicht die richtige Wahl. Deshalb empfiehlt es sich, vorher zu ermitteln, ob das persönliche Fahrprofil zu den Angeboten der Kfz-Versicherung passt.
Fazit
Schöne neue Welt – Geld sparen dadurch, dass man sein Fahrverhalten von der Versicherung ständig überwachen und protokollieren lässt. Wen das nicht stört und wer ein geeignetes Fahrprofil aufweist, für den eignen sich die Telematik-Tarife der Versicherungen. Da das Angebot aber nicht für jeden passt, sollten Versicherte es zunächst genau prüfen.