Abschaffung von Bargeld – Status, Debatte und Folgen

Die Abschaffung von Bargeld wird kontrovers diskutiert. Foto: © Patryk Kosmider /stock adobe

Die meisten Menschen können sich ein Leben ohne Bargeld nicht vorstellen. Doch tatsächlich wäre eine Abschaffung von Bargeld nur ein logischer nächster Schritt in der langen Geschichte des Geldes. Um das zu verstehen, muss man sich einmal anschauen, wie alles begann.

Bevor es Münzen als erste Form von Bargeld gab, haben die Menschen Waren getauscht. Das brachte eine ganze Reihe von Schwierigkeiten mit sich, denn man musste erst einmal jemanden finden, der das hatte, was man selbst brauchte, und der das brauchte, was man selbst hatte.

Außerdem war ein Handel über größere Entfernungen so nur schwer möglich. Denn dafür wäre es nötig gewesen, die Waren über weite Strecken zu transportieren. Ein erster Schritt hin zu einer deutlichen Vereinfachung war die Erfindung der Münze. Die Lyder waren die Ersten, die im 7. Jh. v. Chr. Münzen prägten. Dieser Erfindung hatte Krösus – der König des lydischen Reiches in der damaligen Zeit – seinen sprichwörtlichen Reichtum zu verdanken.

Erstes Papiergeld in China

Im 11. Jahrhundert gab es in China das erste Papiergeld, im 15. Jahrhundert waren es die Spanier, die in Europa als erstes Papiergeld etablierten. Heute gibt es neben klassischen Münzen und Scheinen auch das Buchgeld und Kryptowährungen. Letztlich wurde ein globaler Handel nur durch die vielen Entwicklungsschritte im Verlauf der Geschichte des Geldes erst möglich.

Jeder Fortschritt brachte eine Modernisierung und eine Vereinfachung mit sich. Durch Münzen gab es einheitliche Wertstandards, und man musste nicht mehr Ware gegen Ware tauschen und versuchen, einen gemeinsamen Wertstandard zu finden. Papiergeld machte den Transport größerer Geldmengen einfacher. Und Buchgeld schließlich sorgte dafür, dass auch sehr große Geldsummen von A nach B transferiert werden können, ohne dass es einer großen Anstrengung bedarf.

Warum wird über die Abschaffung von Bargeld diskutiert?

Die Abschaffung von Bargeld ist ein komplexes Thema, das verschiedene Aspekte umfasst. Dabei gibt es zahlreiche Argumente sowohl für als auch gegen eine solche Abschaffung. Traditionell handeln die Deutschen nach wie vor lieber mit Bargeld. In anderen Teilen der Welt sieht das längst anders aus.

Selbst Institutionen wie die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen haben Informationsartikel zu diesem Thema verfasst und sich mit den Vor- und Nachteilen von Bargeld auseinandergesetzt. Das zeigt, welchen hohen Stellenwert und welche Explosivität dieses Thema in Deutschland inzwischen innehat.

Im folgenden Artikel zeigen wir Ihnen, welche Vor- und welche Nachteile eine Abschaffung von Bargeld haben würde, und wagen zugleich einen Ausblick auf die nähere Zukunft.

Aktueller Stand in Deutschland und Europa

In Deutschland und Europa gibt es unterschiedliche Ansichten und Entwicklungen bezüglich der Abschaffung von Bargeld. In Deutschland ist Bargeld nach wie vor weit verbreitet und beliebt. Viele Menschen schätzen die Anonymität und Sicherheit, die Bargeld bietet.

Dennoch gibt es auch hier eine zunehmende Nutzung digitaler Zahlungsmethoden. Laut einer Umfrage der Deutschen Bundesbank aus dem Jahr 2022 bevorzugen 60 Prozent der Menschen in Deutschland Bargeld für alltägliche Zahlungen, während 40 Prozent digitale Zahlungsmethoden nutzen.

In der Arbeitswelt hat bereits eine weitgehende Abkehr vom Bargeldverkehr stattgefunden. Die meisten Arbeitgeber überweisen heute das Gehalt ihrer Mitarbeiter/innen direkt aufs Bankkonto – die sprichwörtliche Lohntüte vergangener Tage ist längst Geschichte. Unternehmen arbeiten mit dem eigenen Buchhaltungsprogramm, die es ermöglichen, per Knopfdruck Überweisungen anzustoßen und parallel dazu die entsprechenden Geschäftsbuchungen für die eigenen Bücher erstellen.

In anderen europäischen Ländern wie Schweden ist der Trend zur Bargeldabschaffung weiter fortgeschritten. Schweden ist eines der Länder, in denen Bargeld nahezu vollständig aus dem Alltag verschwunden ist. Die dortige Regierung und die Banken unterstützen diesen Trend mit unterschiedlichen Initiativen und Anreizen.

Technologische Entwicklung & digitale Zahlungsmethoden

Die technologische Entwicklung hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, digitale Zahlungsmethoden haben zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dazu gehören Debit- und Kreditkarten, Online-Banking, Mobile Payment-Dienste wie Apple Pay und Google Wallet sowie Kryptowährungen wie Bitcoin.

Diese Technologien bieten viele Vorteile. Dazu gehören schnelle und einfache Transaktionen, höhere Sicherheit durch Verschlüsselung und die Möglichkeit, Zahlungen weltweit zu tätigen. Zudem ermöglichen sie eine bessere Nachvollziehbarkeit und Transparenz von Geldflüssen. Die Einführung von Near-Field-Communication (NFC) und Blockchain-Technologien hat die Nutzung und Akzeptanz digitaler Zahlungsmethoden weiter erhöht.

Argumente für die Abschaffung

Befürworter der Abschaffung von Bargeld betonen regelmäßig die Vorteile. Ein wichtiges Argument sind die Kosten, die durch einen Verzicht auf Bargeld deutlich reduziert werden könnten. Denn die Herstellung, der Transport und die Lagerung von Bargeld sind teuer und aufwendig. Digitale Zahlungsmethoden sind kostengünstiger und effizienter.

Ein weiteres Argument ist die Kriminalitätsbekämpfung. Bargeld ermöglicht illegale Aktivitäten wie Geldwäsche, Steuerhinterziehung und den Drogenhandel. Geldflüsse sind nur sehr schwierig nachzuvollziehen und können – falls man es denn richtig anstellt – weitgehend anonym bleiben. Ein Vorteil, den viele Anleger, die dem Bank- und Finanzwesen nicht so recht trauen, übrigens auch in einer Anlage in Gold sehen.  

Durch die Abschaffung von Bargeld könnte diese Anonymität weitgehend beendet und damit die Kriminalität im Allgemeinen und Finanzkriminalität im Besonderen einfacher bekämpft werden. Zudem wird die Bequemlichkeit für Verbraucher betont. Digitale Zahlungsmethoden bieten Vorteile – etwa kontaktloses Bezahlen, das besonders in Zeiten von Gesundheitskrisen wie der COVID-19-Pandemie attraktiv war und weiterhin ist.

Argumente gegen die Abschaffung

Es gibt aber auch zahlreiche Argumente gegen die Abschaffung von Bargeld. Ein wichtiger Punkt ist der Datenschutz. Digitale Zahlungsmethoden ermöglichen es, Transaktionen nachzuverfolgen und Daten über das Zahlungsverhalten der Verbraucher zu sammeln. Das könnte zu einer Überwachung und Kontrolle führen, die viele Menschen bedenklich finden und als einen massiven Eingriff in ihre Privatsphäre wahrnehmen.

Ein weiteres Argument ist die Kontrolle. Bargeld bietet eine gewisse Autonomie und Freiheit, da es nicht von elektronischen Systemen abhängig ist. Bei digitalen Zahlungsmethoden besteht immer die Gefahr technischer Störungen oder systemischer Ausfälle.

Ein anderer wichtiger Faktor ist die Teilhabe. Nicht alle Menschen haben Zugang zu digitalen Zahlungsmethoden oder sind in der Lage, diese zu nutzen. Besonders ältere Menschen und Personen in ländlichen Gebieten könnten von der Abschaffung von Bargeld benachteiligt werden. Gerade für diese Personengruppe wäre es wichtig, vor einer Abschaffung von Bargeld noch einiges für die Finanzbildung zu tun.

Erfahrungen aus anderen Ländern

Ein Blick auf andere Länder kann interessante Einblicke in die möglichen Folgen einer Bargeldabschaffung geben. Schweden ist ein Vorreiter in diesem Bereich. Dort wird Bargeld kaum noch genutzt, die meisten Zahlungen erfolgen digital. Dies hat zu einer effizienten und sicheren Zahlungsinfrastruktur geführt, aber auch zu einer Debatte über Datenschutz und Teilhabe.

In China hat die Regierung die Einführung digitaler Zahlungsmethoden massiv vorangetrieben, besonders durch mobile Payment-Dienste wie Alipay und WeChat Pay. In den letzten Jahren hat sich die Nutzung von Bargeld in China drastisch reduziert, was zu einer verbesserten Effizienz und Sicherheit im Zahlungsverkehr geführt hat. Allerdings gibt es auch hier Bedenken bezüglich der Überwachung und Kontrolle.

Fazit

Die Diskussion über die Abschaffung von Bargeld ist vielschichtig und komplex und wird oft sehr emotional geführt. Es gibt sowohl überzeugende Argumente für als auch gegen die Abschaffung. Die technologische Entwicklung und die zunehmende Nutzung digitaler Zahlungsmethoden sind wichtige Aspekte in dieser Debatte.

Länder wie Schweden und China zeigen, dass die Abschaffung von Bargeld möglich ist und verschiedene Vorteile hat. Allerdings müssen auch die Bedenken bezüglich des Datenschutzes, der möglichen Kontrolle und der dann womöglich fehlenden Chancen der Teilhabe berücksichtigt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Deutschland und Europa entwickeln wird und welche Lösungen gefunden werden, um die Vorteile digitaler Zahlungsmethoden zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Bis dahin bleibt zu erwarten, ob sich die Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt und auch in Deutschland immer mehr Zahlungen digital abgewickelt werden. Dann allerdings nicht, weil Bargeld von offizieller Seite abgeschafft wurde, sondern weil Verbraucher die freie Entscheidung getroffen haben, ein digitales Zahlungsmittel zu nutzen.

Verfasst von hajo